Die Grödner Künstlervereinigung UNIKA feiert in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass haben wir mit Ewald Demetz - Mitgründer und ehemaliger Präsident der Künstlervereinigung - über die Gründung von UNIKA, die Herausforderungen im Kunsthandwerk und seine Wünsche für die Zukunft gesprochen.
Herr Demetz, die UNIKA gibt es mittlerweile seit 30 Jahren. Was hat Sie dazu bewogen, die Künstlervereinigung mitzugründen?
Ewald Demetz: Bis Mitte der 80er Jahre gab es in Gröden eine Blütezeit des Kunsthandwerks. Es war eine Zeit, in der das Kunsthandwerk noch sehr geschätzt wurde. Im Laufe der Jahre und vor allem durch den Einzug industrieller Fertigungstechniken änderte sich das und die Handwerkstradition drohte immer weiter zu verschwinden. Aus dem Bedürfnis und dem Wunsch heraus, das traditionelle Kunsthandwerk in Südtirol zu schützen und zu fördern, entstand die Idee zur Gründung der UNIKA.
Es ist nicht so, dass es vor UNIKA nichts gegeben hätte, schon immer kümmerte sich eine Vertretung der Berufsgruppe um die Belange und Probleme der Gröner Kunsthandwerker, einerseits, während sich auf der anderen Seite die Verleger um die Vermarktung der Werke bemühte. Aber es war schwierig, die Tradition und damit den Verein am Leben zu erhalten. Gegen Ende des Jahres 1986 war die Zukunft der Berufsgruppe ungewiss, da es schwierig war, Freiwillige und Vertreter für die Vereinsarbeit der verschiedenen Berufe zu finden. Daraufhin kam es zu Neuwahlen, bei denen auch ich kandidierte.
Sie waren sowohl bei der Berufsgruppe des Grödner Kunsthandwerks als auch bei der UNIKA als Obmann tätig.
Demetz: Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mich Ende 1986 zur Wahl gestellt habe. Es war eine spontane Entscheidung, die ich damals getroffen habe. Ein paar Wochen später habe ich dann überraschend erfahren, dass ich tatsächlich in den Vorstand gewählt wurde. Die erste Vorstandssitzung nach den Neuwahlen war geprägt von der Besetzung der verschiedenen Positionen. Nach und nach wurden alle Aufgaben vergeben, und schließlich blieb nur noch die Position des Obmanns der gesamten Berufsgruppe unbesetzt. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Aufgabe hatte, wurde ich schlussendlich zum Obmann gewählt. Es war eine unerwartete Entwicklung, die mir eine große Verantwortung auferlegte, der ich mich jedoch mit Begeisterung und Freude stellte.
Wie genau ist die Idee zur Gründung von UNIKA entstanden?
Demetz: Im Jahr 1994 feierte die Berufsgruppe des Grödner Kunsthandwerks ihr 25-jähriges Jubiläum und das 25-jährige Bestehen der Schutzmarke für vollständig handgeschnitzte Werke. Die Feier fand im Spätsommer statt, wobei verschiedene Bildhauer live vor dem Publikum in St. Ulrich und Wolkenstein schnitzten. Diese Veranstaltung fand bei der Bevölkerung großen Anklang, da zu dieser Zeit immer mehr Schnitzer aus dem Ortskern verschwanden und das Handwerk immer weniger das Dorfbild prägte.
Als Reaktion auf den Erfolg der Veranstaltung entschloss man sich dazu, noch im selben Jahr aus der Berufsgruppe des Grödner Kunsthandwerks etwas Neues weiterzuentwickeln, nämlich UNIKA. Und schon 1995 wurden die „Grödner Kunsttage“ organisiert – die heutige UNIKA Kunstmesse. Bereits die erste Ausgabe wurde im Tenniscenter Runggadtisch geplant. Seitdem ist diese jährliche Veranstaltung zu einem Höhepunkt im Programm der Plattform geworden. Obwohl es zu Beginn nicht einfach war, Künstler für die Ausstellung zu finden, gelang es am Ende doch, eine Gruppe von 24 Künstlern für die Teilnahme zu gewinnen. Es wurde festgelegt, dass alle Werke, die ausgestellt wurden, zu 100 % handgeschnitzt sein mussten.
Wie viele Personen waren bei der Gründung dabei und wie viele Mitglieder hat UNIKA heute?
Demetz: Vor der Gründung von UNIKA gab es in der Berufsgruppe des Grödner Kunsthandwerks ca. 600 Kleinbetriebe, die meist aus ein bis drei Personen bestanden. Diese Betriebe waren in verschiedene Kategorien unterteilt: Bildhauerei, Schnitzerei, Ornament-Schnitzerei, Fassmalerei und Vergolderei.
Als UNIKA 1994 gegründet wurde, war eine intensive Werbung um Teilnehmer und Teilnehmerinnen erforderlich. Es begann mit einer kleinen Gruppe von etwa 24 engagierten Kunsthandwerker, die im Laufe der Zeit stark anwuchs. Heute zählt die Plattform 42 Mitglieder, die sich mit Leidenschaft dem Kunsthandwerk verschrieben haben.
Wie kam es zum Namen „UNIKA“?
Demetz: Wir haben uns für den Namen UNIKA - eine Idee von Franz Canins - entschieden, um die Einzigartigkeit und Vielfalt des Kunsthandwerks zu betonen. Der Name sollte zugleich international verständlich sein und die Verbindung zum Kunsthandwerk verdeutlichen. Da es in Österreich bereits eine Versicherungsgesellschaft namens „UNIQA“ gab, mussten wir den Namen leicht abwandeln. Wir fügten das "K" für die Betonung des Kunsthandwerks hinzu und entschieden uns dafür, den Buchstaben im Logo rot zu färben. Diese Entscheidung war symbolisch: Das rote "K" sollte die Leidenschaft und den Einsatz der Kunsthandwerker für ihre Arbeit repräsentieren. Es soll zeigen, dass Kunstschaffende auch manchmal „Blut schwitzen“ müssen.
Inwiefern hat sich die künstlerische Landschaft Südtirols in diesen Jahren verändert?
Demetz: Die Kunstlandschaft hat sich im Laufe der Jahre stark verändert. Früher gab es eine Vielzahl kleiner Handwerksbetriebe, die ihre Kunst mit Hingabe ausübten. Heute sind es zwar weniger, aber die Leidenschaft für das Handwerk ist geblieben.
Zudem hat sich das Programm von UNIKA stark verändert. Anfangs lag der Fokus vor allem auf handgeschnitzten Kunstwerken, aber im Laufe der Zeit haben wir unser Angebot erweitert, Fotografie, Kunstmalerei und Kunst-Drechslerei sind dazugekommen. Heute umfasst unser Programm eine Vielzahl von Werken, die traditionelle Techniken mit modernen Ansätzen verbinden.
Durch den Einsatz von Maschinen werden Skulpturen nun zum Teil auf eine andere Art als früher produziert. Einerseits erleichtert die Verwendung von Maschinen die Arbeit, andererseits sind die Werke nicht mehr mit den alten Originalen vergleichbar. Dies führt dazu, dass die Nachfrage nach solchen Werken abnimmt und die Qualität oft darunter leidet. Durch die Anpassung an moderne Technik geht ein Teil unserer Kultur und Tradition verloren.
Trotz der technischen Möglichkeiten bleiben sämtliche UNIKA-Werke zu 100% handgefertigt. Dies wird durch die Schutzmarkte garantiert, die 1969 von Handelskammer eingeführt wurde. Nach beendeter Vorarbeit – dem Zuhauen – wird nämlich eine ordnungsgemäß registrierte Metallplakette mit der Aufschrift „entirely hand carved“ von einem Experten oder einer Expertin der Handelskammer Bozen auf der Holzskulptur angebracht, wobei der gesamte Entstehungsprozess überwacht wird. Daraufhin erhält der Künstler oder die Künstlerin eine Bescheinigung, welche die vollständige Handarbeit nachweist. Mittlerweile haben bereits rund 180.000 Werke die Schutzmarke erhalten.
Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft des künstlerischen Handwerks in Südtirol?
Demetz: Ich bin froh und auch etwas stolz zu sehen, dass UNIKA so gut läuft. Es ist keine leichte Aufgabe, so eine Plattform zu führen, denn man muss ständig am Puls der Zeit bleiben. Zu meiner Zeit herrschte eine große Aufbruchsstimmung und jeder half gerne mit. Doch wie so oft gab es auch Phasen, in denen das Interesse nachließ. Deshalb ist es umso wichtiger, Menschen zu finden und zu motivieren, die das Projekt weiter vorantreiben wollen.
Mein Wunsch ist es, dass das traditionelle Kunsthandwerk weiterhin blüht und gedeiht, dass wir unsere Werte bewahren und unsere Kunst mit starkem Selbstbewusstsein präsentieren können. Wenn bestimmte Berufe nicht mehr gefragt sind, sterben sie langsam aus. Ich würde mir wünschen, dass wir die Kultur des Handwerks weiterhin am Leben und lebendig erhalten können.