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Junges Kunsthandwerk im Rampenlicht

03.05.2022

Innovatives Kunsthandwerk fördern und junge Talente für die UNIKA begeistern: Das hat sich Matthias Kostner, frisch gewählter Präsident der UNIKA für die nächsten Jahre vorgenommen. Damit stellt eine der bedeutendsten Vereinigungen für Kunsthandwerk Norditaliens die Weichen für die Zukunft. 

Kostners Initiative ist bereits wenige Monate nach seiner Wahl vielversprechend gestartet:  Gleich vier neue junge Mitglieder präsentieren ihre besten Werke bei der gleichnamigen Kunstmesse UNIKA. Sie findet seit 1994 jedes Jahr am ersten Septemberwochenende – diesmal von 1. bis 4. September 2022 – in St. Ulrich statt und zählt mit über 4.000 Besucherinnen und Besuchern zu den beliebtesten Kulturveranstaltungen im Grödner Tal. Die vier jungen Kunstschaffenden üben das Kunsthandwerk hauptberuflich aus, ein wichtiges Kriterium, um bei der UNIKA mitmachen zu können. Und sie haben allesamt die Cademia - Kunstgymnasium oder Landesberufsschule für das Kunsthandwerk in St. Ulrich absolviert. Sie gilt als renommierte Ausbildungsstätte besonders für die Fachbereiche Holzbildhauerei, Kunstmalerei, Grafik und Design. Trotz ihrer ähnlichen Ausbildung sind ihre Zugänge zur Kunst so individuell und unterschiedlich wie ihr Look.

Hoodie, Beanie, Sneakers: Auf den ersten Blick würde man Florian Tschurtschenthaler eher in der Graffiti-Szene vermuten als in der traditionellen Holzbildhauerei, auch wenn er mit seinen huskyblauen Augen, dem vollen blonden Haar und seinem Vollbart ein bisschen an eine moderne Heiligenskulptur erinnert. Der 21-Jährige stammt aus Sexten, einer der östlichsten Gemeinden Südtirols an der Grenze zu Österreich. Seine Familie ist seit vielen Generationen in der Holzbildhauerei tätig, das hat ihn von klein auf geprägt. Mit der Holzschnitzerei begann er bereits in seiner Kindheit, seine Motive findet er in der Natur und im Alltag. Besonders liebt er die ruhige Aura im Atelier. Hier, umgeben von seinen teils klassischen, teils modernen figurativen Werken fühlt er sich am wohlsten. Seine Arbeiten sollen Kraft schenken, “good vibes”, wie er sagt. Bereits im vergangenen Jahr war er Gastkünstler bei der UNIKA. “Es war ein rundum positives Erlebnis. Umso mehr freue ich mich, dass ich heuer als Mitglied wieder mit dabei bin.”

Keinerlei familiären Bezug zum Kunsthandwerk hat hingegen Patrick Obkircher aus dem malerischen Welschnofen bei Bozen. Bei einem Urlaub in Tirol bewunderte der damals 8-Jährige zum ersten Mal die Kunstwerke der Holzbildhauer. “Als ich mir von den Eltern zum Geburtstag einen Satz Schnitzmesser wünschte, war ihre Überraschung zwar groß, aber meinen Wunsch haben sie mir erfüllt. Gottseidank!”, lächelt Obkircher. Von diesem Tag an verbrachte er jede freie Minute mit der Fertigung von kleineren Arbeiten. “Autodidakt sein ist schwer, man muss sich ständig hinterfragen und noch intensiver mit dem eigenen Schaffen auseinandersetzen”, meint Obkircher. Der Besuch der Cademia ermöglichte ihm eine fundierte Ausbildung und insbesondere den regelmäßigen Austausch mit Gleichgesinnten. Mittlerweile hat er sich auf die Portraitschnitzerei spezialisiert. Dabei erstellt er oft zuerst Gießformen aus Gips oder Silikon, bevor er sich an das eigentliche Bildhauern macht. 

Mütterlicherseits stammt Rupert Elias Kreuzer zwar aus einer Südtiroler Bildhauerdynastie, und auch sein Vater ist Holzbildhauer im salzburgischen Großarl. In seiner Jugend träumte er jedoch noch von einer Karriere als Profi-Fußballer oder Skiläufer. Mit der Zeit wurde das Interesse am Kunsthandwerk immer stärker. Das führte auch ihn schließlich nach St. Ulrich. “Auf der Cademia habe ich enorm viel gelernt. Vor allem habe ich hier an Selbstvertrauen gewonnen, dass ich von meiner Kunst auch leben kann.” In der Auswahl seiner Themen verfolgt Kreuzer für das Kunsthandwerk außergewöhnliche, wenn nicht radikale Ansätze: Anstelle von Heiligen- und Marienstatuen zeigen seine Skulpturen Obdachlose, Drogenkinder oder vereinsamte Jugendliche. Trotz, oder vielleicht gerade wegen dieses mutigen Ansatzes ist er auf Instagram sehr erfolgreich. 1.000 und mehr Likes für eines seiner Postings sind keine Seltenheit. “Der große Zuspruch und die vielen positiven Kommentare bestärken mich sehr in meiner Arbeit.”

Komplettiert wird das Quartett der jungen UNIKA-Mitglieder durch die Bildende Künstlerin Veronica Caterisano aus St. Ulrich. Auch sie ist Absolventin der Cademia, arbeitete aber zunächst wie die meisten jungen Grödner im Tourismus. “Gemalt und gezeichnet habe ich immer, aber es dauerte einige Jahre, bis ich den Mut hatte, mich ganz auf meine künstlerische Leidenschaft zu konzentrieren. Ich freue mich, dass ich jetzt die Chance habe, bei der UNIKA erstmals meine Bilder einem größeren Publikum zu zeigen.” Zentraler Teil ihrer Arbeit ist die Portraitmalerei. Oft sind es Szenen, wie sie auch aus einem Familienalbum stammen könnten, gleichzeitig ist die Innerlichkeit der dargestellten Personen wie bei einer Seelenschau nach Außen gekehrt. Caterisano kennt die UNIKA seit ihrer Kindheit. “Ich habe mich schon damals jedes Jahr auf die Ausstellung gefreut und war immer total beeindruckt. Nie hätte ich mir geträumt, dass ich eines Tages selbst hier ausstellen würde. Es ist einfach großartig!” 

Matthias Kostner freut sich über die Begeisterung der neuen UNIKA-Mitglieder: “Es hat sich viel zum Positiven verändert in den letzten Jahren. Wir sind insgesamt offener geworden, nicht nur im Denken, sondern auch, was unsere Gemeinschaft betrifft. Da geht es sehr viel um Mut und Vertrauen. Wenn es uns gelingt, noch mehr junge Menschen für die UNIKA zu begeistern, dann ist das Grödner Kunsthandwerk auf dem besten Weg in die Zukunft.”